Der dänische Installationskünstler Jeppe Hein (1974, Kopenhagen, DK) gilt als Vorreiter eines neuen, spielerischen Begriffs von zeitgenössischer Skulptur. Dies, obwohl sein skulpturales Werk in der strengen Formensprache des Minimalismus gehalten ist, während Bewegung, kinetische Fantasie und interakt
ive Überraschung das Vokabular seiner Arbeiten dynamisieren. So setzen sich Bänke durch das Gewicht ihrer Nutzer plötzlich in Bewegung, werden – durch Verwendung von Spiegeln etwa – neue Raumdimensionen geschaffen oder öffnen sich Reihen von Wasserdüsen, um die Erkundenden dann in einem Geviert plätschernder Mauern zu umschliessen. Installationen wie «Spiral Labyrinth I» (2006) oder «Rotating Pyramid» (2007) sind beispielhaft für Heins architektonische und interaktive Konfigurationen. Dasselbe gilt auch für seinen «Hexagonal Water Pavilion» von 2012: einen begehbaren Brunnen, der mit wechselnden Wasserwänden und nächtlicher Illumination fasziniert.
Anhand der «Loop Bench» (2006), einer von der Grundform einer gewöhnlichen Parkbank abgeleiteten Skulptur, die überdimensional vergrössert ist, sodass sie eine lange Schleife aus Bänken mit Kreuz- und Kurvenlinien bildet, auf der sich das Publikum niederlassen kann, wird ersichtlich, dass sich eine Reihe von Installationen als Werkzeuge für Kommunikation und zur Überwindung sozialer Grenzen erweisen.
In einem anderen Werk erzeugt eine rauchende Bank vor einer Spiegelwand ein unterhaltsames Spiel mit der Eigenwahrnehmung. Der Besuchende setzt sich auf die Bank und betrachtet sich im Spiegel. Der Rauch, der nach einiger Zeit aus der Bank strömt, lässt ihn verschwinden – für sich selbst im Spiegel und auch für andere. Dies ermöglicht einen Moment der Selbstreflexion und der Kontemplation, und es eröffnet einen oszillierenden Raum zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Beim Begehen von Heins Installationen bewegt sich alles wie von selbst, ein ahnungsloser Schritt auf die richtige Stelle lässt eine Kugel rollen, ein anderer zündet Lampen an. Da man tendenziell zu einem sich bewegenden Objekt flugs eine Beziehung aufbaut, kann der Betrachtende leicht dem Glauben verfallen, dass die kinetischen Objekte ihn beobachten. Diese interaktiven, synästhetischen Werke sprechen von einer verspielten-experimentellen Arbeitsmethode, die zunächst das Kind in uns weckt und zu einem offenen, kommunikativen Weltbild beitragen könnte.
Dominique von Burg