Manfred Schoch (1932, Wintherthur, CH – 2015, ebd.) gehörte zur zweiten Generation der konkreten Künstler in der Schweiz – jedoch nicht mehr zum Kreis der Zürcher Konkreten, sondern zu dem der Winterthurer Konkreten, der sich in den 1970er-Jahren um Künstler wie Rainer Alfred Auer, Ulrich Elsener oder Willy Müller-Brittnau formierte. Gleichwohl wirkten die Zürcher Konkreten sehr direkt auf sein Werk; so war zum Beispiel Richard Paul Lohse nicht nur ein inspirierendes Vorbild, sondern unterstützte den jüngeren Maler in seinem Werdegang, genauso wie Camille Graeser.
Als Autodidakt, der zunächst eine Ausbildung zum Flachmaler und Dekorateur abgeschlossen hatte, waren seine Anfänge in den frühen 1950er-Jahren noch figurativ und unter anderem beeinflusst durch Werke von Edvard Munch. Gegen Ende des Jahrzehnts wandte er sich der konstruktiven und konkreten Kunst zu und blieb dieser zeitlebens treu. Akribisch kümmerte er sich um eine akkurate Linienführung und um eine differenzierte Schichtung der einzelnen, fein abgestuften Farbflächen in seinen Bildern.
Gerade die Farbe in ihrer Wirkung und in den Feinheiten ihrer Nuancierungen beschäftigte den Winterthurer: Verläufe von Grün zu Blau, in denen es mehr um das Subtile des Wechsels ging, aber auch kräftige Rot- und Gelbtöne kamen immer wieder neu variiert zum Einsatz. Gebildet wurden mit diesen Farben stets nur die Grundformen der Geometrie. Vor allem das Quadrat (auch in seiner Erweiterung zum Rechteck), aber auch die Linie, der Kreis und das Dreieck definierten die Grundstruktur seiner Bildwerke, oder auch seine Kunst-am-Bau-Projekte. Getreu den Forderungen der gegenstandsfreien Kunst nach einer bildimmanenten Konkretion von Form, Farbe und Linie – im Gegensatz zur Abstraktion, die von einem ausserbildlichen Motiv ausgeht und dieses verfremdet – spielte Schoch mit Variationen dieser selbstständigen Mittel. Und bewies damit, dass der konkreten Kunst keine Grenzen gesetzt sind.
Linda Christinger