Sein Œuvre weist Berührungspunkte auf mit konzeptueller Malerei oder dem Hard Edge Painting und bewegt sich zugleich auf dem Grat zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Im Zentrum der Kunst von Markus Weggenmann (1953, Singen, DE) steht jedoch vor allem eines: die Farbe.
Weggenmann ist künstlerischer Autodidakt. Er malte bereits Mitte der 1970er-Jahre, parallel zu seiner Tätigkeit als Ergotherapeut, und auch später, als er nach Zürich gekommen war und hier eine Praxis für Psychoanalyse betrieb. Ab Anfang der 1990-er Jahre setzte er ganz auf die Malerei und fiel bald auf durch seine Streifenbilder, bei denen zwei bis vier Farben abwechselnd wiederholt quer über die Bildfläche laufen. In Ausstellungen oft blockweise gehängt, erzeugen sie Spannung durch die Verbindung einer minimalistischen Konzeption mit einem sichtlich freihändigen Auftrag der nur schwach gebundenen Leimfarbe und durch die Resonanz der Farben untereinander. Zwei Werke in der Sammlung des Museum Haus Konstruktiv dokumentieren diese erste wichtige Phase in Weggenmanns Schaffen.
Die darauffolgende Periode ab Ende der 1990er-Jahre machte ihn zunehmend auch im nahen Ausland bekannt: In Autolackbildern auf Aluminiumplatten treten nun freie, amorphe Formen in einen Dialog über Bild- und Farbraum, Fläche und Tiefe, während nebenbei, durch den industriellen Produktionsprozess der Werke, Fragen der Autorschaft und der Erweiterung des Malereibegriffs gestreift werden. Ausgangslage für diese Werke sind kleine, händisch gefertigte Entwurfsgemälde, die der Künstler digital zur finalen Bildvorlage weiterentwickelt. Zunächst noch wohlgeordnet und reduziert auf rund drei bis fünf Farben, verdichten sich die Formen um 2008 zu poppig bunten Überlagerungen. Sie nehmen florale Züge an und konkretisieren sich um 2010 gar zu Stillleben. Etwa zeitgleich mit diesem Prozess produziert Weggenmann auch Teppiche und Keramiken.
Das 2005 entstandene «Kraut (Nr. 230)» aus der Sammlung des Haus Konstruktiv stammt aus den Anfängen der Lackbilder, als die Komposition noch wie Vorahnungen von Gegenständlichkeit anmuteten. Zu dieser reduzierteren und deutungsoffeneren Bildsprache ist Weggenmann um 2015 zurückgekehrt, ebenso wie zur eigenhändigen Malerei mit hochpigmentierten Leimfarben. Durch sie erlangen die satten Farbfelder eine eigentümliche Bildtiefe und physische Präsenz – gesteigert oft noch durch die schiere Grösse der Werke oder neuerdings auch durch Titel wie «Flache Skulptur» (2019) oder «Flaches Denkmal» (2018). Diese Weiterentwicklung in Weggenmanns dritter Schaffensphase wurde 2018 mit einem Swiss Art Award gewürdigt.
Deborah Keller