Natale Sapone

Der italienisch-schweizerische Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer und Designer Natale Domenico Antonio Sapone (1921, Reggio Calabria, IT – 2002, Frauenfeld, CH) war ein wichtiger Vertreter der Konkreten Kunst und der Op Art in der Schweiz. Nach seinem Studium am Istituto d’Arte «Mattia Preti» in Reggio Calabri, fünf Jahren Militärdienst und einer Anstellung als Zeichenlehrer in seiner Heimatstadt setzte er seine Ausbildung an der Accademia di belle Arti di Brera in Mailand fort. Mit einem Diplom als Designer und Dekorateur kam er 1947 auf der Suche nach Arbeit in die Schweiz, wo er zunächst in einem Kunstkeramik-Atelier in Einsiedeln tätig war. 1951, nach einem Studienaufenthalt bei André Lhote in Paris, liess er sich in Frauenfeld nieder. In den 1960er-Jahren entwarf Sapone Schmuck für das renommierte Juwelier-Unternehmen Bucherer und Objekte in Keramik, Porzellan und Glas für die Rosenthal Porzellanmanufaktur.
In seiner Arbeit als freier Künstler schuf Sapone anfänglich figurative, in expressionistischer Manier gehaltene Kompositionen, von denen er sich – auch aufgrund seiner Erfahrungen an der progressiven Académie Lhote in Paris – nach und nach entfernte. Vermehrt setzte er sich mit den Gesetzen formaler Gestaltung auseinander, die ihn zu geometrisierenden Bildordnungen führten. In eine immer klarere Farb- und Formsprache gefasst, bildeten sie in den frühen 1960er-Jahren den Auftakt zu seinem konkret-konstruktiven, vorerst durch Kreisformen geprägten Schaffen. Kennzeichnend ist etwa der sogenannte Achtzentrische Kreis. Mithilfe von acht verschiedenen Mittelpunkten konstruierte Sapone einen von einem Quadrat umschlossenen Kreis. Mit den Variationen von Quadrat, Kreis und Kreissegment arbeitete er ab den 1970er-Jahren, um schliesslich im Pentagramm die ideale Figur zu finden. Mit diesem Element als Konstruktionsgrundlage fand Sapone zu erstaunlichen Bildlösungen.
Die Auseinandersetzung mit dem Fünfeck, das eng mit dem Goldenen Schnitt verbunden ist – einem ästhetischen Prinzip der idealen Proportionierung, das auch in der Natur verankert ist –, brachte Sapone in verschiedenen Materialien zum Ausdruck. Das im Kreis eingeschriebene Pentagramm wird zum Bauplan sowohl für die Malereien und Objekte, als auch für die ab den 1980er-Jahren entstehenden Eisenplastiken. Dieser Bauplan ist ein harmonisierendes Ordnungssystem, welches die verschiedensten Formulierungsmöglichkeiten zur Geltung bringt. Dadurch gerät Sapone in die Nähe von Josef Albers, Max Bill, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg. Doch mit dem Leitmotiv des Achtzentrischen Kreises und den «Bewegung» betitelten Werken, wovon drei sich im Museum Haus Konstruktiv befinden, hat Sapone eine eigene Bildformel erschaffen: Mit visuellen Verwirrspielen und räumlich erlebbaren dynamischen Rotationen, die er später als Reihung und Überschneidung von Kreisen weiterführte.

Dominique von Burg
Werke von Natale Sapone