Eine wesentliche Erfahrung für Paul Talman (ursprüngl. Paul Thalmann; 1932, Zürich, CH – 1976, Ueberstorf, CH) war, als er sich in Bern zum Lithografen ausbildete, die Begegnung mit dem Künstlerkreis um die Zeitschrift «Spirale» und die Galerie 33. Nach frühen abstrakten Werken wandte er sich in den 1950er-Jahren konsequent der konkreten Kunst zu. Er arbeitete hauptsächlich seriell und bevorzugte vor der klassischen Malerei das Objekt, die Plastik und die Grafik; sein Hauptinteresse galt der Partizipationskunst und der Kinetik. Von 1959 bis 1972 war Talman, von Karl Gerstner in die Werbeagentur GGK berufen, als Art Director tätig. Ab den 1960er-Jahren erwarb er sich einen Ruf als Industriedesigner (u.a. für die Firma Knoll und für Theo Jakob). Alle drei Bereiche, teilweise ineinander übergreifend, zeichnen sich durch ein exquisites Stilbewusstsein, hohe Eleganz und eine Affinität zum Glamour aus.
Erste anhaltende Erfolge verzeichnete Talman mit der 1961 unter dem Gesichtspunkt der Partizipation begonnenen Entwicklung der sogenannten «Kugelbilder». Deren Konstruktion basiert auf jeweils zwei hintereinander montierten, verschiedenfarbigen quadratischen Platten, in die ein kleineres quadratisches Feld aus zweifarbigen Kugeln eingelassen ist. Die Kugeln, in der Anzahl von 25 bis 676 variierend, sind so montiert, dass sie sich manuell in alle Richtungen drehen lassen. Dem Betrachter steht eine sozusagen unbegrenzte Auswahl von Formationen zur Verfügung, aus der er nach Belieben «seine eigenen Bilder» kreieren kann («K 196», 1968). Davon ausgenommen ist einzig das Kleinobjekt «Œil de Sartre», das, der Pointe des Schielens wegen, die Stellung der Kugel vorgibt.
Talman war fasziniert vom «American Style», den er unter dem Stichwort «Americanismen» hauptsächlich in den kinetischen Rollenbildern und Säulenplastiken, aber auch in den Arbeiten über das Thema «Boogie-Woogie» ins Spiel brachte. Zu vier grossformatigen Gemälden, einem Medium, das Talman selten aufnahm, kommen eine Mappe mit vier Serigrafien («Boogie-Woogie», undatiert) sowie ein Rollenbild hinzu. In allen drei Versionen ist im fortlaufend sich verändernden Rhythmus der Balkenstrukturen das Erleben von Tempo und Klang im Akustischen unmittelbar nachvollziehbar ins Visuelle transferiert.
Elisabeth Grossmann