Der deutsche Grafiker, Maler und Bildhauer Thilo Friedrich Maatsch (1900, Braunschweig, DE – 1983, Königslutter, DE) wurde in den 1920er-Jahren vornehmlich durch seine geometrisch-abstrakten Farbflächenbilder bekannt. Prägnant sind der weitgehende Verzicht auf eine räumliche Wirkung und die dekorative Farbigkeit. Neben seiner Tätigkeit als Volksschullehrer widmete Maatsch sich passioniert der Malerei. 1918 hatte er mit Rudolf Jahns und Johannes Molzahn die «Gesellschaft der Freunde junger Kunst» in Braunschweig gegründet, zu deren Mitgliedern unter anderen Lyonel Feininger und Paul Klee gehörten. Noch im selben Jahr schloss sich Maatsch der «Novembergruppe» an. Bis 1932 folgten zudem jährliche Teilnahmen an der «Großen Berliner Kunstausstellung». 1927 richtete ihm Herwarth Walden in seiner Galerie Der Sturm eine Einzelausstellung aus. Das sich in der Sammlung des Museum Haus Konstruktiv befindende Werk von 1928 ist eine geometrische Komposition mit verschieden grossen, teilweise schwarz umrandeten Quadraten in Hellgelb, Orange, Braun und Dunkelblau.
Unter dem Nationalsozialismus wurde das Werk von Thilo Maatsch als «entartet» gelistet, worauf er sein künstlerisches Schaffen unterbrach und sich nur noch seinem Lehrerberuf widmete. 1943 wurde er als Sanitäter in den Kriegseinsatz berufen und geriet in sowjetische Gefangenschaft. Nach seiner Befreiung nahm er seinen alten Lehrerberuf wieder auf und wurde nach einiger Zeit Schulleiter. Rund zwanzig Jahre nach Kriegsende wurde seine Kunst wiederentdeckt und in einer dichten Folge von Ausstellungen gewürdigt. Seine Werke wurden von bekannteren Privatsammlungen erworben, darunter der Deutschen Bank Collection, Stephan Hupertz, Carl Lazlo und Alfred und Elisabeth Hoh.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wandte sich Maatsch auf der Suche nach freieren Formen auch einer biomorphen Abstraktion zu, die neben konstruktiven auch florale und figurale Motive aufwiesen. Es entstanden Arbeiten auf Papier, Holzschnitte und kleinere Skulpturen, die sich fundamental von jenen Werken unterscheiden, die als charakteristisch für Maatsch gelten. Die organisch gerundeten Figurationen und floralen Elemente reihen sich in die organische Kunst der 1950er- und 1960er-Jahre ein, wie sie etwa Barbara Hepworth vertraten. Das Spätwerk wird bis heute von den konsequent konstruktivistischen Arbeiten überschattet, mit denen Thilo Maatsch in den 1920er-Jahren Aufsehen erregt hatte.
Dominique von Burg