Ueli Berger (1937, Bern, CH – 2008, ebd.) arbeitete nach einer Malerlehre bei verschiedenen Architekten und entwarf als Industriedesigner in Kooperation mit seiner Frau einige der Ikonen des Schweizer Designs. Er habe kein stilistisch gefestigtes Werk vorzuweisen, gab der Künstler 2006 zu verstehen. Vielmehr gehe es um Denkanstösse, um das Durchbrechen überlieferter Wertvorstellungen in einer «sauberen» Schweiz. Diesbezüglich lassen sich auch die auf die 1960er-Jahre beschränkten Arbeiten konstruktiver Richtung in das Gesamtwerk einbinden; auch in diesen geht es darum, ideologischen Verhärtungen entgegenzuwirken.
Berger kam als Jazzmusiker in Kontakt mit der damals lebhaften Berner Kunstszene, lernte u. a. Christian Megert und Marcel Wyss, den Herausgeber der Zeitschrift «Spirale» kennen. Er stellte unter Harald Szeemann in der Kunsthalle aus und war Mitglied der freien Künstlergruppe Bern 66. Seine konstruktiven Arbeiten weisen ihn als Vertreter einer Geometrie aus, die man am ehesten als «Geo-Pop» bezeichnen könnte. Der Kanon der konkreten Kunst wird auf eine Trivialebene herabgebrochen, «High and Low», Kunst und Alltag gehen Hand in Hand. Berger beschäftigte sich vor allem mit dem Objekt, dem er eine zuweilen leicht skurril anmutende Zwitterform verlieh. Sie erinnert an Alltags- und Gebrauchsgegenstände, so wie sie sich in der Farbgebung am Farbkanon in Mode und Design orientiert. Bergers hauptsächliches Interesse – dies trifft auf sein gesamtes Schaffen zu – galt der Wechselwirkung zwischen Fläche und Raum. So scheint «Symptom V» geradewegs im Boden zu versinken, während die Wandarbeit «Juli» wie aus der Wandfläche herausgekippt wirkt. Nicht selten ist, etwa in «4 x 4» oder auch «Quadro» eine ausgesparte Wandfläche Teil der Formulierung und raffiniert in den Fläche-/Raum-Diskurs mit eingebunden.
Ueli Berger hat sich zwar nur über kurze Zeit mit der rein geometrischen Sprache beschäftigt; er wird vor allem über das nachfolgende, im weitesten Sinn gegenständliche Werk definiert. Nichtsdestotrotz nimmt seine konstruktive Phase einen signifikanten Platz in der Schweizer Geometrie ein. Seine Arbeiten sind Zeugnis der von den USA ausgehenden Neuausrichtung der geometrischen Kunst. Auch Berger ging gegen überkommene Vorstellungen an; es ging um nichts weniger als darum, die Geometrie von ihrer Altlast zu befreien und sie der akuten Aufbruchstimmung der 1960er-Jahre entsprechend zu erneuern.
Elisabeth Grossmann