Werner von Mutzenbecher

Er ist aus der Basler Kunstlandschaft nicht wegzudenken: Über Jahrzehnte hat Werner von Mutzenbecher (1937, Frankfurt am Main, DE) das künstlerische Schaffen in der Rheinstadt mitgeprägt. Nicht nur ist er in der Szene gut bekannt als Maler, Experimentalfilmer und Autor, er wirkte seit 1973 auch als Dozent an der Schule für Gestaltung in Basel und war von 1987 bis 2000 Leiter der Fachklasse für bildnerisches Gestalten an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. 1977 war er zudem für ein Jahr interimistischer Konservator der Kunsthalle Basel.
In die Schweiz kam der gebürtige Deutsche als Fünfjähriger. Nachdem sein Vater im Krieg gefallen war, zog die Mutter mit ihren beiden Söhnen zurück in ihre Heimatstadt Riehen. Als junger Mann schlug von Mutzenbecher hier zunächst den akademischen Weg ein, studierte zwei Semester Germanistik und Philosophie, bevor er sich von 1957 bis 1960 an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel zum Maler ausbilden liess.
Werner von Mutzenbechers frühe Gemälde sind gestisch-abstrakt, ab Mitte der 1960er-Jahre angereichert mit geometrischen Elementen. Um 1970 entwickelt der Künstler dann jenen Stil, für den er bekannt ist: Er präsentiert eine flächenbetonte, geometrische Malerei, die oft mit nur wenigen weissen Linien auf schwarzem Grund (oder umgekehrt) Volumina formt. Neben Quadern und Winkeln verwendet er schon früh symbolisch aufgeladene Motive wie Kreuze oder Tische, bald auch Stühle und angedeutete Burgen. Darin wird eine Korrelation zwischen seiner Malerei und den Experimentalfilmen sichtbar, die der Künstler seit 1967 realisiert und die sich oft an der Dingwelt entlangtasten. In den 1980er-Jahren wird das (meist rot- oder blau-weisse) Schachbrettmuster charakteristisch, das er zuweilen als Hintergrund für die geometrischen Körper und Objekte einsetzt. Konstruktiv-konkrete Prinzipien wie Spiegelung, Symmetrie oder serielle Reihung spielen für die Gesamtkomposition eine Rolle, wie die Werke aus der Sammlung des Museum Haus Konstruktiv exemplarisch veranschaulichen. Allerdings galt das Interesse des Künstlers noch nie diesen Prinzipien an sich, sondern stets der Dynamisierung der Wahrnehmung. Seine Filme hat er einst als «Versuch einer nicht wissenschaftlichen Erforschung der inneren und äusseren Welt» beschrieben. Dies scheint auch für seine Malerei zutreffend. Insofern passt es, dass von Mutzenbecher in den 2000er-Jahren die geometrischen Bildlösungen verliess, um mit flächig-figurativen und deutlich bunteren Werken hervorzutreten, die ikonische Bilder der Kunstgeschichte oder antike und japanische Darstellungsweisen zitieren. «Paraphrasen» nennt von Mutzenbecher diese Gemälde, mit denen er sich im hohen Alter nochmals neu erfunden hat.

Deborah Keller
Werke von Werner von Mutzenbecher